In den USA, den Niederlanden und Belgien spricht man von 'ECD' (English Country Dances), in England von 'Playford dances', 'traditional' oder 'folk dances', in Deutschland hat Georg Götsch in der Zeit von 1925 – 1956 gemeinsam mit seinem englischen Freund Rolf Gardiner diese Tänze als 'Kontratänze' eingeführt. Heute wird auch – besonders in Seniorentanzgruppen – die Bezeichnung 'Englische Kontratänze' verwendet.
Da im englischen Sprachgebrauch unter 'Contra Dances' die aus Amerika stammenden Tänze in langen Gassen mit 'Kreuz-über-Aufstellung' verstanden werden - zu 32-taktiger Musik und mit möglichst viel Swing, benutzen wir zur Unterscheidung lieber den Begriff 'Englische Tänze'.
Englische Tänze sind Gruppen- und Figurentänze – in langen und kurzen Gassen, Kreisen und Squares – die ihren Ursprung im 16./17. Jahrhundert haben und am englischen Hof (Queen Elisabeth war eine begeisterte Tänzerin), vom Adel, aber auch vom 'Volk' getanzt wurden. 1651 begann der Verleger Henry Playford die Tänze aufzuzeichnen und herauszugeben (The English Dancing Master). Sie verbreiteten sich über ganz Europa. Insbesondere französische Tanzmeister, u. a. Feuillet, zeichneten sie auf und versahen sie mit anspruchsvollerem Schrittmaterial, das der französischen Tanzvorstellung mehr entsprach. Aus dem englischen 'country dance' wurde der Begriff 'contre danse'. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts, etwa bis zur Zeit Jane Austens, wurden immer wieder neue Tänze geschaffen und gerne getanzt – dann allerdings gewannen Paartänze (Walzer etc.) die größere Bedeutung.
Die von Playford herausgegebenen Tanzbeschreibungen waren meist rudimentär, so dass bei der Wiedererweckung dieser Tanztradition Anfang des 20. Jahrhunderts durch Cecil Sharp in England erheblicher Interpretationsbedarf bestand. Die Diskussion darüber hält bis heute an. Dies betrifft sowohl die Ausführung der Tanzfiguren, wie auch der Tanzschritte, die seinerzeit gar nicht aufgezeichnet wurden.
Es gibt heute Gruppen, die die alten Tänze 'historisch' tanzen, mit den Schrittarten, wie sie z. B. aus Frankreich überliefert wurden und in 'historischen' Kostümen. Meist werden diese Tänze aber als 'social dances' mit einfachen Schrittarten getanzt. Das Entscheidende für die Beliebtheit der englischen Tänze ist der Figurenreichtum.
Als Musik wurden häufig zeitgenössische Balladen, Liebes- und Trinklieder oder Opernmelodien verwendet. Der Charakter der einzelnen Tänze wird sehr stark von der Musik bestimmt. Die Choreografie ist darauf abgestimmt, so dass Musik und Tanz eine Einheit bilden und deshalb diese Tänze nur nach den Originalmelodien getanzt werden sollten! Im Gegensatz zu den später entstandenen meist 32-taktigen amerikanischen Kontratänzen gibt es bei den englischen Tänzen zahlreiche Varianten entsprechend der verwendeten Musik - von 8 bis 64 Takten je Durchspiel - wodurch die mögliche Verwendung von so genannten 'Universalmusiken' zusätzlich eingeschränkt ist.
Seit Mitte des 20. Jhdts. sind im Stil der alten englischen Tänze zahlreiche Neuschöpfungen entstanden, so dass heute den Tanzbegeisterten eine Auswahl von mehreren tausend Figurentänzen zur Verfügung steht.